Small is Beautiful – Slow is Beautiful
Mit diesen Schlagworten endet das Buch
„Das Monopol im 21. Jahrhundert -Wie private Unternehmen und staatliche Konzerne unseren Wohlstand zerstören“
von Hans-Jürgen Jakobs über die Gefahren der immer stärker wachsenden monopolistischen Strukturen in der Weltwirtschaft.
Jakobs „will dazu anregen und beitragen, den Sirenen der Monopole im 21. Jahrhundert eine andere, wesentlich erfolgversprechendere Geschichte entgegenzusetzen: die eines fairen Wettbewerbs möglichst vieler Marktteilnehmer zum wohle der gesamten Bürgergesellschaft“ (Jakobs, 2022, S. 414)
Ich habe dieses Buch in den letzten 2 Monaten mit Begeisterung gelesen. Guter journalistischer Stil, hervorragend recherchiert, in den Argumentationen schlüssig und hochaktuell.
Er zeigt unter anderem die Machtlosigkeit staatlicher AntiTrust Organisationen auf, obwohl diese hehre Ziele haben. So zitiert er häufig Lina Khan, die seitens der Regierung Biden als Chefin der Federal Trade Commission „die Macht der Digitalkonzerne begrenzen will“. Lina Khan ist fachlich genau die richtige, bemerkenswert ihre akademische Laufbahn und ein richtungsweisender Beitrag im Yale Law Journal: Amazon´s Antitrust Paradox.
Aber Fachlichkeit allein ist, so immer wieder Jakobs Aussage hilft nicht. Den Kartellbehörden mangelt es vor allem an Manpower und Attraktivität die besten Analysten an sich zu binden. Diese werden schnell von den großen Monopolanbietern eingekauft, die zudem noch die fachlich versiertesten Anwaltskanzleien weltweit an sich binden, so dass den Regierungen oft nur die zweite Wahl bleibt.
Monopole oder starke Oligopole können einfach durch schiere Größe und globale Abdeckung nur noch eingeholt werden, wenn sie zerschlagen werden, ein aber scheinbar fast unmögliches Unterfangen, wenn man die Botschaft des Buches ernst nimmt.
Immerhin auch Jakobs sieht in gewissem Umfang im Sinne einer Plattformökonomie die Notwendigkeit, dass sich in Nischen nur Monopole wirtschaftlich halten können, hier nennt er neben Spezialisten in digitalen Nischenlösungen vor allem auch die Hidden Champions der deutschen Industrie, häufig in der gesellschaftlichen Form eines Familienunternehmens, wobei hier im Zuge der Nachfolge auch Gefahren des Verkaufs an die großen Player stehen.
Zusammenfassend möchte ich die 12 Thesen die Jakobs als seine „Forderung aus der jahrelangen Beschäftigung mit dem Monopolismus gebündelt“* hat, hier wiedergeben.
„1. Monopole sind bequem, deshalb entstehen sie“*
„2. Liefermonopole waren der Höhepunkt des Shareholdervalue-Kapitalismus“*
„3. Wir ärgern uns über Monopole aus Russland, müssten aber auf Monopole aus China achten.“*
Aktueller den je diese Ausführungen, ein besonderer Augenmerk ist aus meiner Sicht auf Rohstoff/Ressourcenmonopole zu richten, in denen China und Russland eine schon sehr lang anhaltende Strategie der Partnerschaft mit Staaten vor allem in Afrika verfolgen.
„4. Der neue Kalte Krieg ist ein Krieg der Monopole“*
Und wir stehen erst am Anfang, kann ich da nur ergänzen
„5. Das Schreckgespenst Inflation kehrt mit der Monopolisierung zurück“*
In diesem Zusammenhang ist die Weihnachtsvorlesung von Hans-Werner Sinn aus dem Jahre 2022 erwähnenswert, der ähnliches beschreibt.
„6. Digitale Monopole steuern uns – privat oder staatlich!“*
Hier gilt es das Thema der digitalen Überwachung, entweder durch monopolistisch agierende Plattformanbieter oder durch staatlich getriebene Interessen (China!) zu beachten. Die vor einigen Tagen publik gewordene Aufforderung der Regierung, Komponenten von Huawei u.a. anderern chinesischen Staatsunternehmen aus den Telekommunikationsnetzen und anderen Überwachungstechniken zu entfernen, zeigt, dass zumindest diese Gefahr jetzt ernst genommen wird.
„7. Für die Monopolisierung der Monopolisierung sorgt der Finanzmarkt“*
„8. Monopole haben ihren Preis, auch wenn sie keinen Preis verlangen“*
„9. Monopole erfinden nicht, sie kaufen Erfindungen“*
„10. Größer als die Politik ist nur das Monopol“*
Allein die Beispiele der Höhe der Steuerzahlungen der Tech Giganten in Europa, die Jakobs vorstellt spricht Bände. Man bekommt ein Gefühl dafür wo die Macht liegt.
„11. Das Volk wählt, hat aber keine Wahl“*
„12. Das Monopol lebt durch seine Milliardäre“*
Noch einmal abschließend: Ein lesenswertes, kurzweiliges aber auch zum Nachdenken anregendes Buch.
*Jakobs, H.-J. 2022 S. 348-380