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Eingefahrene Bahnen verlassen

Wichtiges Thema eines Coachings heute war die Überschrift: Eingefahrene Bahnen auch mal verlassen.

Hintergrund: Die Führungskraft will sich weiterentwickeln und steht sich oft selbst im Weg. Dabei sind die Eigenschaften, die diese Führungskraft (mittlere Führungsebene eines größeren mittelständischen Unternehmen, mit 5 Direct Reports und insgesamt ca. 70 Mitarbeitern im Verantwortungsbereich) mit sich bringt, wesentlicher Erfolgsfaktor gewesen, um in die heutige Position zu kommen:

  • Unternehmerisches Denken,
  • Hohe Akzeptanz auf Seiten der Führungskräfte, Peer Group Kollegen und Mitarbeiter,
  • Qualitätsbewusstsein,
  • Kundenorientierung,
  • Risikobewusstsein, vielleicht gepaart mit einem Hang zur Vorsicht.

Im Coaching-Gespräch entwickelt sich eine Diskussion darum, dass die evolutionäre Entwicklung, in kleinen Schritten, mit einer ständigen Verbesserung der Eigenschaften in der disziplinarischen und fachlichen Führung des Verantwortungsbereichs erfolgreich gewesen ist.

Die Führungskraft hat gute Ideen, wie sich der Verantwortungsbereich weiterentwickeln kann, u.a. über das Angebot einer kundenübergreifenden Branchenlösung, die neue Konzepte beinhaltet und sehr modern ist.

Nur: Über diese Ideen, die mir vor Monaten in unserer ersten Coaching Session als Powerpoint Folie schon vorgestellt worden sind, ist über diese Folie hinaus nichts geschehen.

Auf die Frage, wie das ganze denn nun umgesetzt werden könnte, folgen die klassischen Vorschläge, in evolutionären Schritte wie: Akzeptanz bei Kunden und im Unternehmen ermitteln, Konzepte entwickeln, wie man die bestehenden Lösungen weiterentwickelt, Projekte definieren, Kundenaufträge für Weiterentwicklungen generieren und/oder Investitionsgelder beantragen, etc. etc. .

Am Ende antwortet mein Coachee auf die Frage, wann das Ganze dann fertig sei: In zwei bis drei Jahren, es sei denn in der Zwischenzeit würden andere schneller am Markt sein, dann könne es auch passieren, dass nach zwei Jahren das ganze gestoppt wird.

In diesem Moment kommt mir das Buch The Innovators Dilemma von Clay Christensen in den Kopf. Nachfolgend einige Inhalte

Er beschreibt dort eindrucksvoll den Niedergang der Magnetplattenindustrie, die trotz ständiger Innovation von disruptiven Anbietern überholt wurde.

„Entscheidungen, die nach all unserem Wissen richtig und gut für den Erfolg des Unternehmens sind, erweisen sich zugleich als Entscheidungen, die den Niedergang besiegeln können“. (S. 5)

„Die meisten neuen Technologien sind darauf ausgerichtet, Produkte zu verbessern. Diese Technologien nennen wir evolutionäre Technologien…Von Zeit zu Zeit entstehen aber disruptive Technologien. Sie führen zunächst zu schlechteren Produkten. Paradoxerweise sind sie es, die bislang führende Unternehmen zu Fall bringen“. (S. 6)

„Etablierte Unternehmen, sind die Gefangenen Ihrer eigenen Kunden“. (S.  39) „Unbedingte Kundenorientierung kann sich als fataler Fehler erweisen“ (S. 21), weil z.B. zu viele Einschränkungen, die seitens bestehender Kunden vorgegeben werden oder die die Abwärtskompatibilität zu vorherigen Lösungen sicherstellen sollen, eine disruptive Veränderung verhindern. Die Kundenausrichtung verhindert oft, dass disruptive Lösungen entwickelt werden können, weil Budgets nicht bereitgestellt werden, der Zielmarkt nicht gesehen wird etc. „Disruptive Technologien kreieren neue Märkte“. (S. 14) Auch die Integration disruptiver Entwicklungen in die bestehende Organisation erweist sich als schwierig. Hier können Ansätze der Ambidextrie hilfreich sein. „Führende Unternehmen sind dann auch bei disruptiven Technologien erfolgreich, wenn sie dafür eigene Organisationseinheiten schaffen und diesen Einheiten den klaren Auftrag erteilen, sich um das Disruptive zu kümmern.“(S.13)

Aus den Diskussionen um die Inhalte des Buches entwickelt sich die Idee, zuerst einmal mit einer kleinen Gruppe von abgeschotteten Mitarbeitern eine sogenanntes MVP (Minimum Viable Product) zu schaffen.  Vorgelagert dazu benötigt es einen Pitch mit grobem Business-Plan, um das Budget bei der Unternehmensleitung zu sichern. Das Ganze sollte zeitnah umsetzbar sein, und dann auf Basis des MVP´s sukzessive der Marktangang erfolgen.

In der Tat komplett neue Bahnen für meinen Coachee, ich hoffe er wird Erfolg haben.

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MVP – Minimum Viable Product

Der Begriff des MVP steht für ein minimal funktionsfähiges Produkt, anhand dessen Marktakzeptanz getestet und Weiterentwicklungsansätze festgelegt werden. Es entstammt dem Lean-Startup-Gedanken und wurde im Jahre 2001 von dem Unternehmer Frank Robinson geprägt und von Steve Blank und Eric Ries popularisiert.

vgl.

Ries, Eric
Lean StartUp – Schnell, risikolos und erfolgreich Unternehmen gründen

Redline Verlag

  1. Auflage, München 2012
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